Video der Dewezet vom 02.10.07 über Feuerwehr und DRK aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont
Video vom NDR mit Thomas Küllig- Bereitschaftsführer
Video von RTL mit Jörg Grabant- Medienbetreuer aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont
DEWEZET vom 02.10.2007:
Dammbruch – heimische Helfer retten ein Dorf
Feuerwehr und DRK kämpfen gegen Flut
Von Ulrich Behmann, Heersum
Sie schuften bis zum Umfallen, werden nicht müde. Es geht ja auch um was – Menschen sind in Not, Dörfer in Gefahr. Es sind die stillen Helden des Alltags, die Großes vollbringen. 207 ehrenamtliche Feuerwehrleute und DRK-Helfer aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont. Frauen und Männer. Die einen sind von ihren Arbeitgebern freigestellt worden, die anderen haben sich Urlaub genommen, um gegen die große Flut im Nachbar-Landkreis Hildesheim kämpfen zu können. Dort wurde der Katastrophenfall ausgerufen, nachdem bei Heersum mehrere Dämme des Flusses Innerste gebrochen waren. Für die Feuerwehr kam der Einsatz überraschend. Diesmal gab es keinen Voralarm – so wie damals an der Elbe. Diesmal wurden die Freiwilligen aus den Gemeinden Aerzen, Coppenbrügge, Salzhemmendorf und aus der Stadt Bad Münder frühmorgens von ihren Piepern geweckt. „Einsatzbereitschaft herstellen!“ – so lautete das Kommando.
Blaue Lichter blitzen auf – die Hilfe ist unterwegs
Um 4.15 Uhr hatte Regierungsbrandmeister Reinhard Meyer bei der Rettungsleitstelle in Hameln angerufen und die Kreisfeuerwehrbereitschaft „Ost“ angefordert. Vier Züge machten sich kurz darauf mit Blaulicht auf den Weg nach Heersum, südlich von Hildesheim. Der Konvoi war lang: Er bestand aus 25 Fahrzeugen, die besetzt waren mit Helfern aus 17 Städten und Dörfern. Ihr Auftrag lautete: Heersum vor dem Absaufen bewahren! Die Sonne scheint, der Nebel hat sich aufgelöst an diesem Montagmorgen. 14 Grad. Mäuse laufen auf dem Deich hin und her. Sie können nicht flüchten. Die Innerste reicht bis zur Dammkrone. Und auf der anderen Seite hat sich eine Seenlandschaft gebildet. Der Fluss drückt. Wasser sickert durch. Genau an diesen Stellen droht ein Dammbruch. Einsatzleiter Thomas Küllig hat den Abschnitt „Brücke“ zugeteilt bekommen. Mehr als 2000 Meter ist er lang. Der Deichfuß ist aufgeweicht. Auf der Krone gibt es Stellen, die wabbelig sind wie Pudding. Eile ist geboten. Hauptlöschmeister Klaus Leibelt (50) spuckt in die Hände. „Los, Männer! Auf geht’s! Sandsäcke müssen verbaut werden.“ Trecker bringen Nachschub. „Nur wir kommen noch durch“, sagt Landwirt Harald Mahnkopf, der Mitglied der Feuerwehr Derneburg-Astenbeck ist. Seit Sonntag, 1 Uhr früh, fährt er Sandsäcke. Jeder ist 15 bis 20 Kilo schwer. So an die 200 Fuhren hat er schon gemacht. Jetzt liefert er Nachschub für die Helfer aus Hameln-Pyrmont. Klaus Leibelt hat frei bekommen. Die Glashütte in Bad Münder steht hinter ihm und der Feuerwehr. „Ein Kollege übernimmt meinen Job. Da meckert keiner.“
Deich bricht – ein Dorf ist in Gefahr
Oberfeuerwehrfrau Stephanie Kämpkes (26) aus Groß Berkel hat Urlaub genommen. Ihr Chef, ein Rechtsanwalt, weiß nicht, dass sie im Büro fehlt. Er ist in Griechenland. Bis zum Mittag haben die Trupps aus Bad Münder, Aerzen und Salzhemmendorf 5000 Sandsäcke verlegt. „Die Arme werden immer länger“, sagt Oberfeuerwehrmann Georg Willmes (34) aus Diedersen. Und Löschmeister René Dreyer (38) aus Groß Berkel fügt lachend hinzu: „An der Elbe war es schwer, abends mit einer Hand eine Flasche Cola an den Mund zu kriegen.“ Unweit der Brücke ist Sonntagabend der Deich auf einer Länge von 15 Metern gebrochen. Was für Heersum Entlastung war, ist für Hockeln eine Bedrohung. Die braune Brühe nähert sich am Mittag den Häusern. Thomas Küllig hat schweres Gerät angefordert. THW-Lastwagen aus Elze bringen 2,5 Tonnen schwere Big Packs zur Bruchstelle. Baggerfahrer Michael Wanjek hievt sie nach und nach ins Wasser. Frauen und Männer aus Salzhemmendorf und Coppenbrügge stopfen die „Fugen“ mit kleineren Sandsäcken. Nach anderthalb Stunden ist der Deich dicht – und Hockeln gerettet.
Ohne Mampf kein Kampf – DRK-Helfer kochen
Ohne Mampf kein Kampf – das ist auch bei der Feuerwehr so. In Holle, unweit von Heersum, haben DRK-Helfer der Einsatzzüge Hameln, Marienau und Bad Münder die Grundschule als Hauptquartier zugewiesen bekommen. Einsatzleiter Michael Bretzing (39) und seine geübten Teams verwandeln die Klassenzimmer in ein Betreuungs- und Verpflegungszentrum. Auf dem Schulhof bauen die Ehrenamtlichen zwei Feldküchen auf. In der Turnhalle entsteht eine Ambulanz. „300 bis 400 Portionen Essen müssen fünfmal pro Tag zubereitet werden“, sagt Bretzing. Kein Problem für die Frauen und Männer. An diesem Abend bleibt die Küche kalt – für die Helfer an der Hochwasser-Front gibt es Brötchen mit Wurst oder Käse.
Video von n-24.de von 7.oo Uhr
Video von n-24.de von 11.oo Uhr
In den heutigen Morgenstunden wurde der 4. Zug der Kreisbereitschaft Ost zum Hilfeleistungseinsatz in den Kreis Hildesheim gerufen. Die Alarmierung erfolgte um 04:53 Uhr. Der Landkreis Hildesheim hatte um 04:15 Uhr um Unterstützung gebeten. Schon gegen 06:00 Uhr machten sich 26 Kameraden aus der Gemeinde Coppenbrügge auf den Weg in Richtung Heersum um dort Deiche der Innersten gegen Durchbruch zu sichern.
Nach der Ankunft in Heersum übernahm die KFB Ost einen Abschnitt von einer Bereitschaft aus Hannover, der von der Innerste-Brücke bis etwa zur Mitte der Strecke zwischen den Orten Heersum und Astenbeck. Die Aufgabe lautete: Deichsicherung und Schließung eines Deichbruches, der während der Nacht aufgetreten war. Der Deich war auf ca. 10-15 Metern gebrochen und das Wasser strömte ungehindert aus der Innerste auf eine Ackerfläche, die von einem Bahndamm begrenzt wurde. Das sah auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aus, aber in dem weiteren Verlauf der Innerste wurde flussabwärts das Dorf Hockeln von den Wassermassen bedroht. Den Männern der KFB Ost gelang es jedoch die Durchbruchstelle mit sogenannten "Big Packs" zu schließen.( Auszüge von der Kreisfeuerwehrseite)
Wie soeben (16:37 Uhr)gemeldet wird,tritt der 4.Zug die Heimreise an.
Bericht von www.welt.de von 16:51 Uhr :
Sinkende Wasserstände haben in den niedersächsischen Überflutungsgebieten eine erste Entspannung gebracht. Eine Entwarnung gab es zunächst aber nicht. Tagelanger Regen hatte in den Kreisen Hildesheim und Wolfenbüttel zu Überschwemmungen geführt, und schon sagten Meteorologen neuen Regen voraus. Helfer waren weiter an zerstörten Deichen im Einsatz. Feuerwehren pumpten zahlreiche Keller leer. Der Umfang der Schäden - vor allem in der Landwirtschaft – ließ sich noch nicht beziffern. Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Krisenstab im Kreis Hildesheim wollte noch vor dem Montagabend entscheiden, ob der Katastrophenalarm aufgehoben werden sollte.
In den besonders betroffenen Gemeinden Holle und Bad Salzdetfurth entspannte sich die Lage weiter. Der Pegelstand der Innerste sinke, sagte ein Landkreissprecher. Bei den Überschwemmungen nach den extremen Regenfällen am Wochenende waren in beiden Orten insgesamt rund 100 Häuser voll Wasser gelaufen. Entlang der Oker, die bei Wolfenbüttel Äcker und Wiesen überflutet und in Baddeckenstedt Straßen unter Wasser gesetzt hatte, gab es ein erstes Aufatmen. "Wir hoffen, dass die Hauptwelle durch ist“, sagte die Sprecherin des Kreises Wolfenbüttel, Beate Klein.
Die Talsperre hat die ganz große Katastrophe verhindert
Probleme hatten die Helfer damit, die Löcher in den aufgeweichten und teilweise durchbrochenen Dämmen zu stopfen. Dies werde nur gelingen, wenn es keinen weiteren Niederschläge gebe, sagte Holles Bürgermeister Klaus Huchthausen. In der Holler Ortschaft Heersum gelang es der Feuerwehr mit schwerem Gerät, ein in den Deich gerissenes Loch zu schließen. Die Deiche seien ursprünglich gar nicht für den Hochwasserschutz gebaut worden, sagte ein Landkreissprecher. Sie sollten vielmehr das aus dem Harz kommende mineralhaltige Abwasser des Bergbaus von den Feldern fern halten.
Der Innerstestausee hat nach Einschätzung der Harzwasserwerke die ganz große Katastrophe im Kreis Hildesheim verhindert. Obwohl die Talsperre nach einem Hochwasser nur über begrenzte Aufnahmekapazität verfügte, habe sie das Hochwasser aus dem Harz zunächst zurückhalten können, sagte Sprecher Henry Bodner. Dies seien in der Spitze bis zu 50 Kubikmeter je Sekunde gewesen. Auf diese Weise habe die Hochwasserwelle Holle und Bad Salzdetfurth erst erreicht, als dort bereits viel Regenwasser abgeflossen war. Der Druck auf die Dämme habe so verringert werden können.
In den überschwemmten Orten war Kritik an den Harzwasserwerken laut geworden. Vereinzelt hieß es, die Harzwasserwerke hätten nicht für genügend Stauraum in der Talsperre gesorgt. Bad Salzdetfurths Bürgermeister Erich Schaper sagte, es bestehe Gesprächsbedarf. Ein Sprecher der Harzwasserwerke betonte, dass aus der Innerstetalsperre nach dem Hochwasser im August Wasser abgelassen worden sei. Allerdings ginge dies langsam vor sich, da in den Unterläufen der Flüsse kein "künstliches Hochwasser“ entstehen dürfe.
waz-online.de:
Katastrophenstab in Hildesheim: Die Lage ist nicht dramatisch
Nach mehreren Deichbrüchen an der Innerste im Kreis Hildesheim ist am Sonntagnachmittag der Katastrophenfall ausgerufen worden. Die Dämme seien an mehreren Stellen gebrochen, sagte Rüdiger Grabsch vom Einsatzstab. Im Bad Salzdetfurther Ortsteil Hockeln wurde Bewohnern die Evakuierung angeboten.
Im vom Hochwasser bedrohten Ort Hockeln im Landkreis Hildesheim sind am Sonntagabend einzelne Häuser evakuiert worden. Wie ein Sprecher des Einsatzstabes der Stadt Bad Salzdetfurth, zu der Hockeln gehört, am Abend sagte, sei einzelnen Betroffenen die Evakuierung angeboten worden. Man habe unter anderem einen Gemeinschaftsraum in einer Kirche als Unterkunft angeboten. Insgesamt sei die Lage aber nicht dramatisch.
Auch der Katastrophenstab des Landkreises Hildesheim sagte, man habe sich entschlossen, Hockeln nicht in Gänze zu räumen. Nach Auskunft des Sprechers ist rund 50 Menschen in tiefer gelegenen Straßen der Ortschaft eine Evakuierung angeboten worden. Davon habe seines Wissens aber noch niemand Gebrauch gemacht. Die Betroffenen kämen in erster Linie bei Verwandten unter. Wegen des größten jemals gemessenen Pegelstands an dem Flüsschen Innerste war im Landkreis Hildesheim in Niedersachsen am Sonntagnachmittag der Katastrophenfall ausgerufen worden. Die Flutwelle kam aus der überfüllten Talsperre des Flüsschens im Harz, wo in den vergangenen zwei Tagen so viel Regen niedergegangen war wie sonst in zwei Monaten nicht.
Der Fluss Innerste führt extremes Hochwasser, der Pegel bei Hildesheim erreichte mit 6,75 Metern den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.
Rund 700 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk seien an den kritischen Stellen im Einsatz, sagte eine Sprecherin des Stabes. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) verschaffte sich vor Ort einen Überblick über die Lage. Problematisch war die Situation auch in der Ortschaft Holle, wo die Helfer mit Sandsäcken versuchten, den Innerste-Deich zu stabilisieren. Sie könne sich nicht an eine ähnlich dramatische Lage an der Innerste erinnern, meinte die Sprecherin. Ein solches Hochwasser kommt nach Angaben des Hochwassermeldedienstes statistisch nur alle 60 bis 80 Jahre vor.
Die Hochwasserlage hatte sich in der Nacht zum Sonntag zugespitzt. Vor allem im Harzvorland waren hunderte Feuerwehrleute pausenlos im Einsatz. In Baddeckenstedt im Kreis Wolfenbüttel hatte sich „in der Nacht eine ziemliche Bedrohungslage entwickelt“, berichtete ein Sprecher der Feuerwehr in Braunschweig. |